Die Aitareya-Upanishad (Sanskrit ऐतरेय उपनिषद् Aitareya Upanishad f. oder auch ऎतरेयोपनिषत् – aitareyopaniṣhad) ist eine der früheren prinzipiellen (mukhya – मुख्य) Upanishaden des Hinduismus. Im aus 108 Upanishaden bestehenden Muktika-Kanon (muktikā – मुक्तिका) wird sie an achter Position geführt. Sie ist Teil des Rigvedas (ṛgveda – ऋग्वेद). Ihr Entstehungsdatum ist unsicher, sie wird aber in Indien meist dem 6. oder 5. vorchristlichen Jahrhundert zugewiesen und ist somit vorbuddhistisch.
Etymologie
Die Bezeichnung Aitareya ist von Mahīdāsa Aitareya (महीदास ऐतरेय) abgeleitet, der die Upanishade verfasst hat. Aitareya geht aus aitara (ऐतर) hervor – das Adjektiv von itara (इतर). Itarā (इतरा – die andere) war angeblich die Mutter von Aitareya.
Einführung
Die Aitareya-Upanishad ist in die Aitareya-Aranyaka eingebettet und bildet im zweiten Buch der Aranyaka das vierte, fünfte und sechste Kapitel. Die Aitareya-Aranyaka stellt eine der vier Strata des Rigvedas dar.
Die Aitareya-Upanishad behandelt drei philosophische Themen. Zuerst behauptet sie, dass die Welt und der Mensch aus der Schöpfung des Universellen Selbsts – des Atmans – hervorgegangen ist. Sodann stellt sie die Theorie auf, dass der Atman durch eine dreifache Geburt hindurchgeht. Sie schlussfolgert, dass das Bewusstsein die Essenz des Atmans darstellt.
Die Erfahrung belehrt uns, dass Veränderungen nur gegenüber einem unveränderten Hintergrund wahrgenommen werden. Strömende Gewässer haben ein festes, bewegungsloses Flussbett. Der fahrende Zug bewegt sich auf einer festen, ruhenden Unterlage. Dem vergleichbar ist unsere Umwelt einem laufenden Wandel unterworfen, jedoch verleiht gerade diese Permanenz des Wandels unserer Umwelt eine illusionäre Beständigkeit. Dieses Phänomen dauerhaften Wandels bedingt somit etwas Unwandelbares im Hintergrund. Die Aitareya-Upanishad untersucht wie viele andere vedische Schriften die Existenz und die Natur dieses permanenten Absoluten.
Aufbau
Die Aitareya-Upanishad ist eine relativ kurze Upanishade, die in Prosa gehalten ist. Sie gliedert sich in drei Lektionen (adhyāya – अध्याय) mit insgesamt 33 Versen (Mantras). Das erste Teilstück (Khaṇḍa – खण्ड) der ersten Lektion enthält 4 Verse, das zweite Teilstück 5 Verse, das dritte Teilstück 14 Verse. Die zweite Lektion umfasst 6 Verse und die dritte Lektion 4 Verse.
Inhalt
Die Aitareya-Upanishad beginnt mit einer Friedensformel, einem Śāntipāṭhā (शान्तिपाठा):
1. Adhyaya
In der ersten Lektion der Aitareya-Upanishad wird vorangestellt, dass der Atman ganz allein vor der Erschaffung des Universums existierte. Dieser Atman, der das Selbst bzw. das Innere Selbst versinnbildlicht, geht dann daran, vermittels Wärme, alles nur denkbare aus sich selbst heraus zu manifestieren. Laut der Upanishade hat der Atman das Universum in mehreren Abschnitten erschaffen. Zuerst erschienen vier Entitäten: mit Regenwasser erfüllter Raum (ambhas – अम्भस्), Erde und Sterne (mara – मर), die Lichtregion (marīci – मरीचि) und die Urwasser (Apas – अपस्). Nachdem diese manifestiert waren gesellte sich das kosmische Selbst mit seinen acht Psychen/Prinzipien hinzu – hierunter die Sprache, das Einatmen, das Sehen, das Gehör, Haut und Haar, der Geist, das Ausatmen und die Fortpflanzung. Zu diesen acht Psychen/Prinzipien schuf der Atman sodann die passenden acht Wächter.
Sodann entstanden die verknüpfenden Prinzipien Hunger und Durst, wobei vermittels der Verdauung (apāna – अपान) alles von allem anderen abhängig wurde. Erst danach entstand der Mensch, der ohne sein Selbstverständnis und seinem Atman nicht existieren konnte. Dieses Selbstverständnis ließ ihn jedoch über sich selbst nachdenken, so dass er zu folgendem Schluss kam: Ich bin mehr als meine Sinnesfähigkeiten, ich bin mehr als mein Verstand und ich bin mehr als mein Geschlechtstrieb. Und so fragte er:
Paul Deussen fasst den 1. Adhyaya wie folgt zusammen:
1. Khanda – Erschaffung des Virats, der kosmischen Person
Die Schöpfungsgeschichte in der Aitareya-Upanishad setzt ein, als nichts außer Bewusstsein vorhanden war. Dieses individuelle Bewusstsein – auch als Atman, Dieser Eine oder Absolutes Bewusstsein bezeichnet – wollte eine Welt der Vielfalt und der Relativität erschaffen. Die Schöpfung beruht somit auf Willensstärke (des Purushas bzw. Virats – विराट् – virāṭ, manifestiert in der gesamten Schöpfung durch seine Tapas).
Zuerst erschienen vier Funktionsfelder im Universum: Der Regenozean (Atmosphäre) Ambha (अम्भ) oberhalb des Himmels und von diesem gestützt, die Lichtregion Marīci (मरीचि – Lichtstrahl), die todbringende Erde Mara (मर – Tod) und die Erde tragenden Urwasser Āpa (आप – Wasser, Flut, Strom).
Wie ein Töpfer den Ton formt, so schuf er mit seinen beiden Händen aus einem Klumpen eine menschliche Gestalt – den Virāṭ, die grobe Gestalt des kosmischen Purushas, in dem sämtliche greifbaren physischen Objekte ihren angestammten Platz haben.
Wie aus der beschriebenen menschlichen Entwicklung hervorgeht, werden die sichtbaren Sinnesfähigkeiten zuerst gebildet, erst dann folgen die subtilen Sinnesorgane und zum Schluss erst die belebenden Schutzgottheiten, die über das entsprechende Organ eine Kontrollfunktion ausüben. Der Schöpfungsvorgang erfolgt analog zur Entwicklung eines Embryos im Ei oder als Foetus im Mutterleib. Der menschliche Mikrokosmos und der kosmische Makrokosmos folgen hierbei einem identischen Muster.
2. Khanda – Die Kräfte des Kosmos im menschlichen Körper
Im 2. Khanda wird erstmals das Wort Schöpfer bzw. erschaffen (सृष्ट – sṛṣṭa) anstelle von Atman verwendet. Der erstgeborene Purusha, in dem die Sinnesorgane mit ihren Schutzgottheiten abgesondert worden waren, musste plötzlich Hunger und Durst leiden. Aber nicht nur der Purusha litt unter Hunger und Durst, sondern auch die aus ihm erzeugten Gottheiten. Daher fragten die Gottheiten nach einem Aufenthaltsort, an dem sie leben und heranwachsen konnten. Diese Allegorie unterstreicht sehr schön eine Grundtatsache des Lebens, dass nämlich in der gesamten Schöpfung Grundbedürfnisse und Wünsche erfüllt werden wollen und dass es niemanden gibt, der dagegen immun wäre.
Adi Shankara kommentiert: „Der grosse Ozean, in den die erschaffenen Wesen hineinfielen, ist die phänomenale Welt des Samsaras. Dessen Strömungen bedeuten Leiden, die durch Unwissenheit, Begehren und Handlungen ausgelöst werden. In ihm schwimmen gemeingefährliche Krokodile in Gestalt von schmerzhaften Krankheiten, Altersschwäche und Tod. Ohne Anfang noch Ende, ufer- und grundlos, gewährt er Erleichterung in den vorübergehenden Freuden der Sinne in Kontakt mit ihren Objekten. Riesige Wellen bestehend aus hunderten von Übeln werden durch die Winde der Sinne auf ihrer Objektjagd ausgelöst. Sein ohrenbetäubendes Rauschen ist voller Angst und infernalischer Schreie.“
„Im Ozean treibt jedoch ein Floss des Wissens, in dem viele gute Eigenschaften gespeichert sind – Wahrhaftigkeit, Integrität, Barmherzigkeit, Mitleid, Gewaltlosigkeit, Körperbeherrschung, geistige Zurückhaltung und Entschlossenheit. Durch gute Gemeinschaft und Entsagung öffnet sich ein Ausweg, der zu den Ufern der Befreiung zurückführt.“
Die Allegorie geht weiter. Der Schöpfer bot den kosmischen Mächten zuerst eine Kuh als Wohnstätte an, dann ein Pferd und schließlich einen Menschen. Die Gottheiten lehnten die Kuh und das Pferd ab, waren aber mit dem Menschen als Aufenthaltsort zufrieden. Durch dessen verschiedene Sinnesorgane zogen sie in ihn ein. Ihre Wahl des Menschen bekräftigt den herausragenden Wert der menschlichen Geburt. Vermittels des menschlichen Körpers lassen sich gute und noble Handlungen vollziehen – bis hin zur Gotteserkenntnis. Kein anderer Körper bietet eine derartig vortreffliche Auswahl.
Die Aitareya-Upanishad illustriert hier im Detail die im menschlichen Körper residierenden kosmischen Kräfte, die seine verschiedenen Sinnes- und Tätigkeitsorgane beleben.
Als sie sahen, wie alle anderen Gottheiten im Menschen ihren Platz zugewiesen bekamen, forderten Hunger und Durst ebenfalls ihren eigenen Aufenthaltsort. Der Schöpfer wies ihnen aber keinen eigenen unabhängigen Verweilort zu, sondern ließ sie ihren Aufenthalt im Menschen mit allen anderen Gottheiten teilen. Dies bedeutet, dass Begierden sehr wohl sämtliche Sinne beeinträchtigen können und dass Hunger und Durst aber nur reine Empfindungen sind, die ohne ihre tragenden Sinnesorgane nicht unabhängig bestehen können. So kann beispielsweise reiner Hunger keine Nahrung zu sich nehmen, ohne sich des Eßwerkzeugs – dem Mund – zu bedienen.
3. Khanda – Erfüllung des Menschen mit Bewusstsein
Nachdem die Felder zum Funktionieren des Universums angelegt waren und die menschlichen Wesen von kosmischen Kräften angetrieben wurden, blieb noch ein dritter schöpferischer Schritt übrig – die Erzeugung von Nahrung. Aus diesem Grund betrachten wir selbst heute noch Nahrung, Kleidung und Unterkunft als fundamentale, den Lebensunterhalt gewährleistende menschliche Bedürfnisse. Dieser Vorgang wird im 3. Khanda der Aitareya-Upanishad allegorisch beschrieben.
Nach der Erschaffung der Schutzgottheiten dachte das Höchste Selbst, dass es für sie Nahrung bereitstellen sollte, da Hunger und Durst mit ihnen koexistierten. Der Herr meditierte intensiv über die fünf Elemente, bis aus ihnen ein Klumpen Nahrung hervorging, welcher aus Getreide, Tierprodukten, Lebewesen und anderen nichtbiologischen Substanzen bestand.
Angetrieben von Hunger und Durst machten sich verschiedene der Sinnesorgane auf die Jagd nach Nahrung – vergleichbar mit einer Katze, die hinter einer Maus her ist. Jedoch hatte kein einziges mit seinem Versuch Erfolg, da es ansonst in Hinblick auf die Zufriedenstellung der Begierden zu einem Wettbewerb der Sinne untereinander gekommen wäre. Ganz zum Schluss wurde Nahrung aber doch noch durch das Ausatmen (अपान – apāna) eingefangen. Apāna ist eine der fünf Lebenslüfte (Prana) und reguliert das Verdauungssystem.
Um Hunger und Durst der Welten zu stillen, wurde grobstoffliche Nahrung erschaffen. Die Nahrung hatte jedoch keine Lust, verzehrt zu werden und rannte daher weg. Der Jivātman in menschlicher Gestalt versuchte daher, die Nahrung durch seine Rede festzuhalten, was ihm aber nicht gelang. Wäre es dem Purusha gelungen, die Nahrung nur durch Reden aufhalten zu können, so hätten die Menschen ihn imitiert und einfach das Wort Nahrung ausgerufen – was so aber nicht funktioniert.
In den jetzt folgenden Mantras 4 bis 9 werden Beispiele verschiedener Körperorgane zitiert, welche alle versuchen Nahrung festzuhalten – jedoch ohne Erfolg.
Nacheinander versucht der Schöpfer die Nahrung mit dem Auge (Mantra 5), mit dem Ohr (Mantra 6), mit der Haut (Mantra 7), mit dem Verstand (Mantra 8) und mit dem Geschlechtsorgan (Mantra 9) festzuhalten.
Zu guter Letzt bemühte der Purusha das durch die Mundöffnung erfolgende Ausatmen (Apāna). Es bewirkt die Verteilung der zu sich genommenen Nahrung im gesamten Körper. Apāna gehört zur fünffachen Lebensluft Prana.
Das Höchste Selbst befand sich in einer ungewöhnlichen und paradoxen Stellung. Denn wenn jedes der Körperorgane seiner Aufgabe nachgeht, was blieb dann für es noch übrig ? Es war sozusagen arbeitslos. Was war daher seine Bedeutung und was sein Nutzen ? Es meditierte daher darüber, auf welchem Weg es in den Körper eingehen sollte, um sich dann in ihm bemerkbar zu machen ? Denn wie kann etwas ohne die Gegenwart des Höchsten Selbsts existieren ? Genau wie ein Palast ohne der Gegenwart seines ihn bewohnenden Eigners bedeutungslos ist, so ergibt auch der schönste menschliche Körper ohne seinen ihn lenkenden Bewohner – dem Höchsten Selbst bzw. dem Atman – keinen Sinn.
So geboren sah er sich nach anderen Lebewesen um. Er war neugierig, ob er noch jemand anderes kannte. Aber er musste feststellen, dass derselbe Purusha als Brahman alle durchdrang. Deswegen meinte er, dass er dessen schon gewärtig war (Idam dra – dies habe ich gesehen).
Hinter dem Gesagten verbirgt sich die Vorstellung, dass beim wundervollen Anblick unserer Welt im Betrachter tiefer Glauben entsteht, der dann im Glauben an die Existenz eines Schöpfers dieses Universums kulminiert. Es hängt ganz von uns ab, wie sehr wir ihn kennenlernen und ihm näherkommen wollen. Sind unsere Absichten ernst gemeint, so werden wir ihn bestimmt auch erfahren. Gotteserkenntnis ist nur im menschlichen Körper und in sonst keinem anderen Körper möglich. Die Gelegenheit, Selbstverwirklichung in der menschlichen Lebensform zu erlangen, sollte auf keinen Fall vergeudet werden.
2. Adhyaya – Die Drei Geburten des Selbsts
Im 2. Adhyaya wird die Erschaffung des menschlichen Körpers beschrieben und gleichzeitig ob der Vergänglichkeit des Körpers Leidenschaftslosigkeit nahegelegt. Die Schöpfung schreitet durch Zeugung voran. Der Mensch wird geboren, zeugt Nachkommen und wird nach seinem Tod wiedergeboren. Deswegen behauptet die Aitareya-Upanishad, dass der Atman im Menschen dreimal geboren wird. Zuerst als Neugeborenes durch geschlechtliche Fortpflanzung. Sodann wächst das Kind, umsorgt und geliebt von seinen Eltern, zum Selbst heran, in welchem es seinen Eltern gleichkommt. Und zum dritten Mal beim Tod, bei dem der Atman die Seelenwanderung antritt. Die Upanishade betont hiermit, dass Fortpflanzung und das Aufziehen von Kindern einen Menschen unsterblich werden lassen. Die Theorie der Wiedergeburt garantiert sodann, dass der Atman dauerhaft im Universum weiterexistiert.
Kernthema der Schöpfungsgeschichte im 1. Adhyaya war die Gegenwart des Selbsts in uns allen. Leider sind wir uns dessen aber nicht bewusst, da wir in Sinnenbefriedigung vertieft sind. Der 2. Adhyaya gibt uns sodann das Beispiel des Weisen Vamadeva Rishi, der das Selbst sogar schon im Mutterleib erkannt hatte. Nach seinem eigenen physischen Tod wurde er schließlich unsterblich. Die Upanishade gibt zu bedenken, dass weltliche Begierden mit einem ehernen Käfig zu vergleichen sind, der die Seele von der Freiheit fernhält. Nur selbstverwirklichten Seelen wie Vamadeva gelingt es, aus diesem Gefängnis auszubrechen.
3. Adhyaya – Bewusstsein ist höchstes Einssein
Der 3. Adhyaya der Aitareya-Upanishad setzt sich mit der Natur des Atmans auseinander. Die Upanishade gibt zu Verstehen, dass der Mensch durch sein Bewusstsein definiert werden kann – der Quelle sämtlicher intellektuellen und moralischen Theorien, sämtlicher Gottheiten, sämtlicher Lebewesen (Menschen, Tiere und Pflanzen) und von allem was vorhanden ist. Ferner legt sie nahe, dass der Schlüssel zum Mysterium des Universums sich im eigenen inneren Selbst befindet. Um das Universum zu verstehen, sollte man zuerst sich selbst kennen. „Werde unsterblich, indem du ganz du selbst bist !“ – so resümiert die Upanishade.
Friedrich Max Müller übersetzt den 3. Adhyaya wie folgt (Teilauszug):
Wie andere Upanishaden des Hinduismus sieht auch die Aitareya-Upanishad im Vorhandensein von Bewusstsein den Existenzbeweis vom Atman, vom Selbst oder vom Brahman. Sie enthält das Mahavakya (महावाक्य – mahāvākya n. – großer Ausspruch) prajñānaṃ brahma (प्रज्ञानं ब्रह्म – Brahman ist Bewusstsein) – einen der berühmtesten Aussprüche im Vedanta.
Die Aitareya-Upanishad schließt hier mit der Aussage, dass derjenige, der dieses Wissen besitzt (dass alles im Universum auf Brahman ruht), nach seinem physischen Tod diese Welt transzendiert und die höchste Heimstatt aller Schönheit betritt. Er schließt sich dem Höchsten Absoluten an und erfährt immerwährende Glückseligkeit. Er wird unsterblich, d. h. er befreit sich von den Zyklen der Geburten und Tode.
Meist folgt hierauf noch das am Anfang gechantete Śāntipāṭhā.
Kommentare und Übersetzungen
Die Aitareya-Upanishad wurde von Adi Shankara und von Madhva in ihrem jeweiligen Bhasya kommentiert. In seinem Kommentar bemerkt Adi Shankara beispielsweise, dass einige seiner Zeitgenossen die Mantras in einer Weise interpretiert hatten, die als unrichtig zurückzuweisen sei. So meint Shankara, dass folgende Übertragung unvollständig und nicht ganz richtig ist:
Adi Shankara erinnert sodann den Leser, dass die Aitareya-Upanishad in ihrem Kontext studiert werden muss, der im ersten Mantra mit ātmā vā idameka (आत्मा वा इदमेक) beginnt. Sie beginnt nicht mit „Ich bin am Leben – und daher Gott“. Vielmehr lässt der Kontext keinerlei Zweifel aufkommen, dass „der Atman existiert und ich Bewusstsein bin“. Der Weg zur Befreiung und zur Freiheit führt über die Selbstverwirklichung des eigenen Atmans und die Erkenntnis, dass der Atman mit dem Universellen Selbst eine Einheit bildet. „Kenne dich selbst und habe Respekt vor dir selbst !“ Weiter erklärt Adi Shankara, dass Rituale, Opferhandlungen und verdienstheischendes Karma (religiöse Anbetung) nicht zur Befreiung führen. Weise vollziehen keine dieser Handlungen und auch keine Rituale wie z. B. Agnihotra. Sie verlangen vielmehr nach dem Atman und versuchen, ihr eigenes Wesen und ihr eigenes inneres Selbst zu verstehen. Befreiung (Moksha) wird erst dann erlangt, wenn jemand Wissen um das Selbst erfährt und sein eigenes Bewusstsein voll erkannt hat.
Die erste Übersetzung der Aitareya-Upanishad ins Englische wurde im Jahr 1805 von Henry Thomas Colebrooke veröffentlicht. Danach folgten andere Übersetzer wie Friedrich Max Müller, Paul Deussen, Charles Johnston, Nikhilananda, Gambhirananda, Swami Sarvananda, Patrick Olivelle und Bhānu Swami (mit einem Kommentar von Śrī Raṅgarāmānujācārya).
Siehe auch
- Atman
- Brahman (Philosophie)
- Rigveda
- Upanischaden
Literatur
- T. N. Sethumadhavan: Aitareya Upaniṣad – Transliterated Sanskrit Text. Esamskriti.com, Nagpur 2011 (esamskriti.com [PDF]).
- Stephanie Simoes: Aitareya Upaniṣad – Word-for-Word Translation with Transliteration and Grammatical Notes. Brock University (academia.edu).
- Swami Chinmayananda: Aitareya Upaniṣad – Truth: Before and After Creation. Central Chinmaya Mission Trust, Mumbai 2017.
- Swami Gambhirananda: Aitareya Upaniṣad – With the commentary of Adi Shankara. Advaita Ashrama, Kolkata 1988, ISBN 81-85301-34-4.
Weblinks
- Yoga-Wiki: Aitareya Upanishad. Yoga Vidya e.V. (Sanskrit-Text, Übersetzungen, Wort-für Wort-Übersetzung, Kommentare).
Einzelnachweise




